Mops hoch²

Die Sache mit den Vorurteilen

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Der allgemeine Mops wird ja oftmals als faul, dekadent und mit der Neigung zum Hängebauch beschrieben. Lassen Sie es sich gesagt sein, auch wenn der Mops mit seinem niedlichen Gesichtchen und der platten Nase Charme versprüht, er ist alles, was man ihm nachsagt – er ist es nur nicht immer. Ich darf das sagen, denn gleich zwei Exemplare dieser lieblichen Knauschzone leben mit mir und meiner Familie zusammen. Unser laut Ahnentafel „Prinz“ Olek zum Beispiel ist in der Regel ein ruhiger Hund, der schon im Welpenalter nichts besser konnte als schlafen. Das tat er natürlich am liebsten auf Frauchens Schoß – auch wenn die auf ihrem kleinen Bürostuhl gar kein Platz hatte. Aber getreu dem Motto „Was nicht passt, wird passen gemacht“ schaffte es der Kleine, sich hinter meinem Rücken Platz zu machen, so dass ich lediglich auf der Vorderkante sitzen konnte. Regelmäßig landeten meine wohlgeformten vier Buchstaben auf dem Boden und der Stuhl samt Mops schwungvoll an der Wand. Olek entlockte das nur einen etwas mitleidigen Blick, kurz bevor er wieder seinen Kopf senkte und schnarchend weiterschlief. Den Stuhl räumte er nur unter mürrischem Protest. Und glauben sie nicht, dass ich mich eines Besseren entsann und Olek fortan wie jeder normale Hund in seinem Körbchen schlief. Es war ein langes Thema, ebenso wie das heimische Sofa. Man kann es ihm eigentlich auch nicht übel nehmen, wurde der Mops doch zu nichts anderem gezüchtet als majestätisch auf dem Sofa neben seinem Leibeignen zu sitzen und diesen zu delegieren. Und wir tun alles, was er will! Es ist so, als wollten wir ihm sein mit Sorgenfalten überzogenes Gesicht mit all unserer Liebe glatt streichen. Und so schleppen wir ihm schließlich die teuersten Leckerchen an ­– wir lassen sie aus Übersee einfliegen, weil die mit tierischen Nebenerzeugnissen verunreinigten Schmankerln der heimischen Industrie übelriechende Lüfte zur Folge haben. Die Luxus-Knabbereien aus 100% biologischen Zutaten probiert er aber erst, nachdem er sie minutenlang von allen Seiten beschnuppert hat. Mit viel Glück haben Sie seinen Geschmack getroffen. Befreundete Hundebesitzer freuen sich aber heute noch über unsere außergewöhnlichen Mitbringsel. Denn lassen Sie sich eins gesagt sein, was heute geschmacklich in ist, ist morgen schon wieder out. Aber bei all den Allüren kann ein Mops auch mal ein Hund sein, hinter Hasen und Vögeln herjagen und sogar Frauchen im Dunkeln verteidigen. Dass der vermeintliche Angreifer eine Mülltonne ist, sollte man dabei einfach unbeachtet lassen, dem Willen und dem Mut alle Achtung schenken und ihn mit Luxus-Schmankerl aus Übersee belohnen.

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Eine Antwort auf Mops hoch²

  1. Birgit Holl sagt:

    Hallo Nadine,
    ich fühlte mich beim Lesen an Kater Micha erinnert. Er hat auch immer hinter mir im Bürostuhl gesessen und mir so lange seine Pfoten in den Rücken gedrückt, bis ich von der Stuhlkante gerutscht bin. Er hatte aber auch zeitweise gerne mein Mousepad als bevorzugten Liegeplatz auserkoren. Ich musste sehr lachen beim Lesen und bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

    Bis bald… Birgit

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